Die Faltschachtel. Was in einem Moment noch flach und leer ist, kann schon in der nächsten Sekunde Ihre Produkte schützend umhüllen. Möglich macht das Delia Jokel-Ott, die Meisterin des Musterbaus. Mit scharfen Schneidmaschinen und noch schärferem Verstand entwickelt sie individuelle Verpackungslösungen für anspruchsvolle O.D.D.-Kund*innen. Begleiten Sie unsere Faltschachtel-Expertin doch mal durch ihren Alltag und lesen Sie, mit welchen außergewöhnlichen Materialien sie Ihre Produkte nachhaltig in Szene setzt.
Die Reise vom Kund*innenwunsch bis zum Weißmuster beginnt bei Delia schon früh am Morgen. Der neueste Auftrag kommt von einem Kunden aus der Kosmetikbranche. Eine Verpackung für feine Brechampullen aus Glas muss her. Auf den ersten Blick sind die Anforderungen überschaubar: Stabil soll die Verpackung sein, edel das Material und ansprechend die Produktpräsentation. Einige Proben der zu verpackenden Ampullen liegen bereit, Computer und Plotter sind schon angeschaltet, eigentlich könnte Delia sofort loslegen.
Aus Erfahrung weiß sie aber, wie wichtig eine sorgfältige Planung beim Entwerfen von Faltschachteln ist. Branchenspezifische Anforderungen und ästhetische Ansprüche wollen in Einklang gebracht, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Filigranität und Stabilität hergestellt werden. Denn wenn sich Papier und Pappe in eine hochwertige Verpackung verwandeln sollen, muss der Musterbau sie in eine robuste Form überführen. Schließlich sollen die gläsernen Ampullen auch lange Transportwege überstehen. Außerdem dürfen die einzelnen Behälter nicht aneinanderstoßen. Also muss ein Papiereinsatz – ein sogenanntes Inlay – her, das die Gläser voneinander trennt. Darüber hinaus müssen die Glasampullen zwar festen Halt haben, dennoch sollte man sie leicht entnehmen können. Schließlich möchte man nicht vor jeder kosmetischen Anwendung erst mit einem Karton kämpfen müssen. Und zu guter Letzt müssen die Faltschachteln einfach und schnell zusammenzubauen sein – nur so ist die reibungslose Konfektionierung gewährleistet.
Mit all diesen Details im Hinterkopf macht sich Delia an die Arbeit. Im CAD-Programm auf Ihrem Computer wählt sie zunächst geeignete Konturen. Grüne Rill- und rote Schneidlinien erscheinen auf dem Bildschirm. Die Rilllinien dienen später als Vertiefungen, welche die Faltlinien der Schachtel vorgeben. Die Schneidlinien legen das präzise Schnittmuster auf dem Materialbogen fest. Was nun passiert, ist ein wenig wie Zauberei: Delia passt Konturen und Linien perfekt auf die Kundenwünsche und das Produkt an. Je nach Material und Grammatur berücksichtigt sie dabei auch die Materialverdrängung der Laschen. Erst wenn jeder Millimeter vielversprechend aussieht, darf das erste Muster der Ampullenverpackung am Schneidplotter das Licht der Welt erblicken. Doch bevor Delia den Entwurf zur Maschine schickt, legt sie das passende Material auf die Acrylplatte des Schneidplotters. Dafür liegen, säuberlich beschriftet in einem Regal, hunderte Bögen in unterschiedlichen Grammaturen bereit. Einige davon tragen klingende Namen wie „Alaska plus" oder „Performa“. Aber der aktuelle Star unter den Kartonbögen ist das Graspapier. Doch dazu später mehr.
Einer dieser Bögen landet also auf dem Plotter. Noch ein Klick mit der Maustaste. Das ist das Signal für die Maschine. Jetzt beginnt sie, das Material zu zerschneiden. Schon nach wenigen Sekunden kann man das Ergebnis begutachten: ein flaches Stück Karton mit bizarrer Silhouette. Mit geübten Griffen bringt Delia den Zuschnitt in Form. Erst an der Faltlinie orientieren, einmal hier knicken, einmal dort umlegen, Laschen vorsichtig einstecken, das Inlay zusammenbauen, einsetzen und fertig ist die Schachtel.
Könnte man meinen. Denn tatsächlich überprüft Delia erst einmal, ob der Prototyp ihren Ansprüchen an eine Qualitätsfaltschachtel standhält. Passen die vom Kunden vorab gelieferten Ampullen perfekt in die Steckvorrichtungen? Sitzen die Laschen fest? Ist der Boden stabil? Akribisch wird kontrolliert und nachjustiert. Erst wenn sie selbst rundum zufrieden ist, gehen ihre Weißmuster an die Kund*innen. Sobald diese die Freigabe erteilen, wird die entsprechende Stanzform produziert.
Damit ist das Werk von Delia getan. Und wieder gesellt sich ein neuer Prototyp in das Regal, in dem bereits hunderte ihrer Ansichtsstücke in allen Formen und Größen lagern. Neben den klassischen Faltschachteln liegen hier auch Steckverpackungen und Schuberschachteln. Einige davon mit Sichtfenster, andere mit dekorativen Stanzungen. Auch zweckmäßige oder verspielte Perforationen sind zu finden, und individuelle Formen für ungewöhnliche Mailings und effektvolle Displays.
Das ist Delias Alltag. Physikalische Grenzen des Verpackungsmaterials beachten, Gesetze einhalten, die speziell für die Verpackungen von Medizinprodukten, Lebensmitteln oder Kosmetika gelten, gute Voraussetzungen für Konfektionierung und Versand schaffen. Und dennoch: Trotz aller Beschränkungen und Vorgaben zaubert sie Verpackungen, die Kund*innen begeistern und zum Kauf verführen. Das gelingt nur, wenn man Verpackungen als Marketinginstrument begreift und ein Gefühl für das Produkt hat.
Delias Faltschachteln sind nicht einfach nur aufmerksamkeitsstark. Unsere Verpackungskünstlerin besitzt die Gabe, das Interesse der „richtigen“, der relevanten Kund*innen auf die Produkte zu ziehen. Dazu müssen Inhalt und Verpackung zusammenpassen, eine Einheit bilden. Nichts weniger als das ist Delia natürlich auch mit der „Fastenbox“ unseres Kunden Salufast gelungen. In der Box sind ausgewählte Mahlzeiten enthalten, die ein 5-tägiges Heilfastenprogramm zum Genuss machen. Die wertigen Lebensmittel mit Zutaten aus biologischem Anbau verlangen geradezu nach natürlichen Verpackungsmaterialien. Und an dieser Stelle bringt Delia das Graspapier ins Spiel.